unsere Reise im März 2018


Reisen Cabo Verde - Kapverdische Inseln


Geschrieben von Johannes am 30. März 2018 14:28:47:

Unsere Tour
(Ich schreib den Bericht kurz nach unserer Rückkehr, denn es vermischt sich doch Vieles, wenn man länger wieder zurück ist.)

Vor der Reise galt es beispielsweise erstmal, über 20 Seiten PDFs mit den ganzen Vouchers auszudrucken, die Alfred für uns vorbereitet hatte, wobei jeder Flug, jede Fähre und jeder Taxi-Transfer minutiös geplant waren. Alles klappte so wie vorgedacht, ein ganz dickes Lob! Des weiteren schnürten wir einen relativ großen Beutel mit Medizin für alle erdenklichen Fälle. Wir brauchten zum Glück keine davon und konnten sie am Schluss der Reise dem Fahrer für Alfred mitgeben, der sie einer Krankenstation übergeben wollte. Eine wichtige Vorgabe von uns war es, nur zwei mittelgroße - der Normalreisende würde sagen: kleine - Koffer mitzunehmen und die
Kleidungsstücke entsprechend zu reduzieren. Auch das erwies sich als sehr sinnvoll, da die Unterkünfte sich oft in eher unwegsamem bergigem Gelände befanden oder Wege nur über hohe Treppenstufen zu erreichen waren. Pullover bzw. Vlies-Jacke kamen durchaus des öfteren zum Einsatz wegen des zwar milden, aber doch kräftigen Windes und der häufig abends und morgens auf unter 20° absinkenden Temperaturen.

1. Abschnitt 28.02.-05.03.

6 Uhr Abflug Düsseldorf, Umsteigen in Lissabon, mittags Ankunft auf dem winzigen internationalen Flughafen von Sao Pedro auf Sao Vicente (zwei Stunden Zeitunterschied zu Deutschland). Taxi zum Hafen von Mindelo, Fähre nach Porto Novo auf der Insel Santo Antao. Kaum Wellengang, eine Stunde ruhige Überfahrt. Das gleiche auf der Rückfahrt, einen Tag später aber heftiges Schaukeln der Fähre mit vielen Seekranken, wie es eine Freundin von uns mitgemacht hat. (Die Härte erlebten andere deutsche Touristen auf der Überfahrt von Praia nach Fogo: 4 Stunden extremes Schaukeln und Todesgedanken... gut, dass Alfred für uns den Inland- Flieger gebucht hat.)
Mit dem Taxi über eine Stunde bis zur ersten Unterkunft „Aldeia Manga“, einer bezaubernden Anlage im Tal von Paúl mit Schwimmteich und bequemen Hütten für die Gäste. Bergiges Gelände auch innerhalb der Anlage. Sehr gutes Essen. In den nächsten Tagen verschiedene Ausflüge und Wanderungen über den Nordostteil der Insel. Üppiges Wachstum im langgezogenen Tal von Paúl. Ansonsten alles verdorrt und felsig. Tolle Fahrt in schwindelnde Höhen auf der alten Passstraße.

2. Abschnitt 05.03.-09.03.

Der Fahrer bringt uns pünktlich zurück zum Fährhafen nach Ponto Novo. Fähre nach Mindelo / Sao Vicente. In der Stadt eine lange Strandpromenade, Yachthafen mit öffentlich nutzbarem Restaurant auf einem Schwimmponton in der Marina (gutes Essen, Wein, Sonnenuntergänge...) Wir wohnen bei Markus, einem Deutschen, der vor sieben Jahren hierhin gezogen ist und sein Geld als Schlagzeuger mit einheimischen Bands und als Fremdenführer verdient. Von ihm erfahren wir viele Details über die Inseln. Wir erproben Fahrten mit den Buschtaxis (Aluguers), die stehen wie in den anderen kapverdischen Städten nach Zielorten gesammelt an zentralen Plätzen. Kleine
einsame Wanderung zum Leuchtturm von Sao Pedro, Gänge durch die Stadt und über die Märkte. Sehr günstig: In Mindelo kostet die Busfahrt 40 ESC (=36 Cent), egal wie weit man fährt; wir haben auf diese Art eine Stadtrundfahrt unternommen, da alle Busse von den Endstationen ohne Pause wieder zurück ins Zentrum fahren. Man muss allerdings wissen, wo welche Buslinien abfahren, es gibt keine als solche bezeichneten Haltestellen.

3. Abschnitt 09.03.-13.3.

Mit Propellermaschinen von Sao Pedro in den südlichen Teil der Inseln; Umsteigen in Praia, wo der Flughafen umgebaut wird und wir deshalb zunächst aus dem Fluggastbereich heraus und durch einen erneuten umständlichen Security-Check müssen. Wir steigen alsdann wieder in dieselbe Maschine, sie bringt uns in 20 Minuten nach Sao Filipe auf Fogo. Der Fahrer steht bereit für die über einstündige Fahrt auf die Hochebene Chá des Caldeiras (1700m). Diese liegt in einem großen alten Vulkankrater von ca. 20 km Durchmesser. Die Hochebene wird im Westen im Halbrund von einem 1000m aufragenden Felsmassiv begrenzt (dem Kraterrand), im Osten erhebt sich aus der Ebene der kegelförmige von feiner Asche bedeckte Vulkan Pico de Fogo (2800m).
Wir kommen in eine bizarre, vollkommen „außerirdische“ Landschaft: Der Boden der Ebene ist von einer mehrere Meter dicken schwarzen Lavamasse bedeckt. Zwei Tage in dieser irren Gegend mit Aufstieg auf den Vulkan, abends Livemusik im Dorf Portelas, fantastischer Sternenhimmel in der vollkommen dunklen Kraterlandschaft. Äußerst angenehme Temperaturen mit kühlen Nächten. im Winter gibt es hier Frost mit Raureif. Sehr gute Unterkunft in der neu erbauten Casa Alcindo (der Vorgängerbau des Hotels ist vor vier Jahren beim letzten Vulkanausbruch in der Lavamasse verschwunden).
Es folgen zwei Tage in der portugiesisch angehauchten Provinzstadt Sao Filipe am Meer. Unterkunft in einem zur Pension umfunktionierten Landhaus; Zimmer mit großzügiger Bettstatt (in den übrigen Häusern sehr schmale niedrige Betten) und großem Bad. Klimaanlage im Zimmer, die aber nur die Außenluft ventiliert. Großer Deckenventilator im Frühstücksraum. In der Nacht vor unserer Ankunft, erzählte uns ein Münchener Paar, das wir im Zuge unserer Fahrt öfters trafen, war bis zwei Uhr gegenüber der Pension Live-Musik mit großem Publikumszuspruch, anschließend Umzug durch den Ort mit Trillerpfeifen. Am nächsten Tag machen wir eine kleine Wanderung zu einer Obst- und Gemüseplantage (inzwischen wohl die einzige auf der Insel, die übrigen Anlagen sind wegen Wassermangel aufgegeben).

4. Abschnitt 13.03.-20.03.

Wieder mit dem Flieger vom wirklich kleinen Fogo-Flughafen nach Praia, von dort mit dem Taxi über die ganze Insel in den Norden nach Tarrafal. Das Hotel wirkt von außen wie eine heruntergekommene Absteige, aber wir haben ein Zimmer mit großer Dachterrasse und herrlichem Blick auf die ganze Bucht (soll der schönste Strand der Kapverden sein); das Haus ist sehr einfach, aber penibel sauber; überall sind an den Fenstern Fliegengitter montiert. Schwimmen ist wunderbar, am Strand wird man jeweils nur ein Mal von Kokosnussverkäuferinnen angesprochen, danach lassen sie einen in Ruhe. Ein herrliches Schauspiel sind am späten Vormittag die eintreffenden Fischerboote, deren Fang einfach auf dem Schiffsboden verteilt ist. Zunächst kommen an die zwanzig Helfer aus den Strohhütten am Strand und ziehen an einem langen Seil das Boot auf den Sand, dann tauchen viele Frauen mit Schüsseln auf, um den Fang zu begutachten und sich ihren Kaufanteil zu sichern.

Bei unserer Wanderung vom Gipfel der Serra Malagueta hinab ins Tal (Ribeira Principal) und zum Meer werden wir in einsamem Gelände leider von einem Idioten überfallen, der mit gezücktem Messer und dem Spruch „Give me your Money, I will kill you“ hinter uns her springt. Er scheint aber (noch) kein Profi zu sein, denn er gibt sich mit einem für dortige Verhältnisse relativ großen Geldbetrag und unserem prall gefüllten Essensbeutel zufrieden. Handy und Kamera hat er nicht gesucht. Trotzdem der Schock des Tages! Erst im Nachhinein erfahren wir, dass die Touristeninfo in Tarrafal diese Wanderung nur mit Guide empfiehlt. Hoffentlich macht das Überfallen von Touristen keine Schule! Also bitte keine Einzelwanderungen im Gebirge unternehmen. Um den Überfall amtlich zu melden, fahren wir am nächsten Tag mit dem Aluguer nach Assomada, die zuständige Provinzhauptstadt. Hier besuchen wir auch den Wochenmarkt innerhalb und außerhalb einer sehr großen Halle - das ist schätzungsweise der größte Markt in ganz Cabo Verde. Sehr interessant, sehr afrikanisch.

5. Abschnitt 20.3.-24.03.

Der geplante Taxi-Transfer klappt wieder optimal, wir beziehen unser Quartier in der Hauptstadt Praia. Dieses Hotel ist allerdings am untersten Rande aller Kategorien. Verfallene Fensterläden, versiffte Duschkabine, beim Frühstück sind um 8 Uhr schon die Brötchen und der Kaffee out, wird erst auf Nachfrage nachgelegt /gekocht. Der junge Mann am Empfang ist überhaupt nicht hotelgeschult, wird erst mobil, als wir wieder abreisen. Im Frühstücksraum läuft ohne Unterbrechung das portugiesische Fernsehprogramm für Afrika. Zum Glück haben wir einen Balkon, von dem aus man das nahe gelegene Gymnasium und die gegenüberliegenden gepflegten Offiziershäuser beobachten und wo man sich auch abends aufhalten kann. Das Hotel hat den Vorteil, mitten im „Diplomatenviertel“ im Zentrum zu liegen. Praia bietet zum Ansehen lediglich ein kleines Museum und wenige Einrichtungsgeschäfte für die Bessergestellten sowie ein paar historische Bauten, ansonsten viele Restaurants und Bettler. Essen gehen ist hier relativ teuer. Sehr lohnenswert ist der riesige afrikanische überdachte Markt (Sucupira) unterhalb der Altstadt, die auf einem Plateau liegt. Die Musikveranstaltungen beginnen in der Regel erst ab 23 Uhr, das war uns zu spät - und (aus Sicherheitsgründen) mit dem Taxi zu fahren ist nicht billig (nachts fahren die preiswerten Aluguers nicht mehr).

Der Rückflug von Praia nach Lissabon lief problemlos. Dort erwartete uns ein feiner, aber kräftiger Regen bei 13 statt 26 Grad - kleiner Vorgeschmack auf den deutschen Nachwinter. Das Hotel liegt ganz zentral in der Altstadt, und wir freuen uns, wieder europäisches Komfortniveau genießen zu können und fast einen ganzen Tag in dieser liebenswerten Stadt zu haben. Der Transfer von und zum Flughafen, auch von Alfred organisiert, klappt hervorragend und findet in großen neuen Limousinen statt - wir fühlen uns wie Könige!

Allgemeine Eindrücke

Die Kapverdianer strahlen meist eine körperliche Vitalität und eine positive Lebenseinstellung aus. In den Städten - wir konnten das ausgiebig in Mindelo und Praia beobachten - sieht man vornehmlich in den frühen Abendstunden zahlreiche Jogger beiderlei Geschlechts; auch am Strand (Tarrafal, São Filipe) arbeiten viele intensiv an ihrer Fitness. Es sind an vielen Stellen am Straßenrand metallene Trainingsgeräte aufgebaut. In den ländlichen, oft gebirgigen und nur zu Fuß zu erreichenden Wohnbereichen sind die Menschen auf tägliche Übung angewiesen und zeigen erstaunliche Kraft und Geschicklichkeit: Männer tragen große Bündel mit Materialien schnellen Schrittes über lange Strecken auf dem Rücken, Frauen balancieren große Behältnisse auch in unwegsamem Gelände auf dem Kopf, an den Füßen jeweils nur „Flip-Flops“. Wir haben nicht schlecht gestaunt, wie Fahrer oder Bedienstete manches Mal unsere beiden 17 und 19 Kilo schweren Koffer über steile lange Wege oder Treppen im Laufschritt beförderten.
Auf Hygiene und Sauberkeit wird viel Wert gelegt; auf unseren zahlreichen Fahrten in den vollgestopften Aluguers (unser Spitzenreiter: 19 Personen) haben wir nur Menschen in sauberer, frischer Kleidung erlebt, fast keine üblen Gerüche (vgl. dagegen bei uns den Nahbereich des öffentlichen Verkehrs...). Die Hauszugänge werden häufig gefegt, auch wenn sich der Strassenstaub schnell wieder darüber legt. Aber Bäume und Sträucher sind gespickt mit alten Plastiktüten und Plastikteilen; viele wilde Müllkippen mit Bauschutt und Plastik, auch auf anderen Freiflächen viel Müll und nicht mehr gebrauchte Dinge (ausgeschlachtete Autos, Fahrräder etc.)

Die Kapverdianer sind sehr emotionale Menschen. Sie unterhalten sich lautstark, oft sprechen mehrere Menschen gleichzeitig. Sprechtempo, Lautstärke und Ausdruckskraft entwickeln sich oftmals in einer dramatischen Steigerung, die sich manchmal in ausgelassenem Lachen, aber auch in abschließenden Dominanz beanspruchenden Statements entlädt. Verblüffend ist das sehr verbreitete gegenseitige Grüßen mit aus der Faust heraus aufgerichtetem Daumen (unser „ok“- Zeichen) und dem Ruf oder der Frage „Todu fisch?!“ (= „alles gut“). Dies wird auch den Fremden gegenüber praktiziert. Man braucht zwar kein Kriolu zu sprechen, aber ohne Portugiesisch wird die Verständigung schwierig. Deutsch geht gar nicht, Englisch wenig, mit französisch kommt man auf einigen Inseln klar. Touristen sind überwiegend Franzosen, vor allem auf Santo Antao und Fogo.

Man erfährt direkt und unmittelbar die existenzielle Bedeutung von Wasser: einerseits durch den ständig nötigen Kauf von Trinkwasser in Plastikflaschen oder -kanistern, andererseits im Anblick der fast überall ausgedörrten trockenen Landschaft. Im vergangenen Jahr hat es auf den meisten Inseln überhaupt nicht geregnet. Bis auf wenige Täler und bewässerte Anlagen ist die Oberfläche der Inseln braun, steinig und trocken. Die trockenheitsresistenten Bäume zeigen spärliches Grün, aber auf den früher landwirtschaftlich genutzten Flächen sind jetzt die Sträucher meist blattlos und verdorrt und die Pflanzen verschwunden. Auch in den Hotels ist nicht immer Wasser in der Leitung, öfters auch erst recht kein warmes. Die meisten Häuser haben aber Solarzellen auf dem Dach. Ob diese funktionieren oder nicht, entzieht sich der Beobachtung.

Ein weiteres auffälliges Phänomen sind die überall zu sehenden Häuserrohbauten oder Ruinen. Viele im Ausland arbeitende Einwohner kommen sporadisch nach Hause und fangen an, von ihrem ersparten Geld ein Haus zu bauen. Da Zeit und Vermögen in den seltensten Fällen zur Komplettbetreuung des Hausbaus reichen, werden die Bauten soweit möglich begonnen und bleiben dann in unfertigem Zustand, bis der Eigentümer beim nächsten Heimatbesuch weiterbauen kann. Tür- und Fensteröffnung werden in der Zwischenzeit mit dicken Steinen und Zement verschlossen, um ungewollte Fremdbewohner abzuhalten. Der Bauschutt findet sich jeweils entweder direkt neben dem Haus oder etwas entfernt auf Müllhaufen am Wegesrand. Die unfertigen, unverputzten Häuser machen natürlich ästhetisch keinen angenehmen Eindruck.

Die Inseln sind sichtbar arm, die Arbeitslosigkeit liegt generell auf einem hohen Niveau. Viele Menschen hausen in kaum überdachten Verschlägen. Man sieht überall Leute, überwiegend junge, im Freien am Straßenrand hocken, manche, z. B. die Ziegenhirten auf Fogo, legen sich auch in die trockene Regenrinne neben der Straße und schlafen oder dösen im Schatten.

Supermärkte im europäischen Sinn gibt es nicht, nur kleine bis sehr kleine Läden, die teilweise über ein ausreichendes Lebensmittelangebot verfügen. Frischen Salat, Tomaten, Erdbeeren usw. würde man wegen des Magen-Darm-Risikos sowieso nicht essen.

Die Straßen haben durchgängig ein stabiles handverlegtes dunkles Natursteinpflaster. Darauf kann eigentlich nur recht langsam gefahren werden, denn es gibt jede Menge Straßenschäden und Schwellen an Fußgängerüberwegen. Die Fußgänger überqueren allerdings nie auf diesen Überwegen die Straße, sondern immer ein paar Meter weiter. Sie haben gehörigen Respekt vor den Autos, deren Fahrer wohl auf Zeichen anhalten, ansonsten aber oft, meist ohne zu blinken, unvorhersehbar die Richtung wechseln oder auch auf der linken Straßenseite fahren. DieFahrweise ist jedoch nicht waghalsig, sondern zügig und meist umsichtig. Außer in den neueren Fahrzeugen auf den asphaltierten Straßen auf Santiago schnallt sich grundsätzlich niemand an (vermutlich auch, weil die Gurte nicht funktionieren).

„PS: Wir haben auf der Reise drei auch von Alfred ‚betreute‘ liebe Menschen kennengelernt: die Gerti, die Barbara und den Peter...auf diesem Weg liebe Grüße nach Dingolfing und Erding!“



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